Bitte nicht gleich alle über einen Kamm scheren ...

Es war einmal vor langer Zeit eine Frau, die sich hinsetzte und ein Buch schrieb, dieses bei Amazon als eBook einstellte und dieses Buch zum Megaerfolg wurde. Bis dato gehörte es zu den absoluten Bestsellern und war ein Verkaufserfolg bei Amazon. Das Buch war sogar so erfolgreich, dass sich ein Verlag meldete und das Buch auch als Taschenbuch verlegte. Einige Monate später folgte der zweite Teil dieser Reihe und ab da ging es plötzlich bergab. Eine Rezensentin auf Amazon merkte an, dass ihr ziemlich viele Textpassagen mehr als bekannt vorkamen, aber aus einem anderen Buch einer anderen Autorin. Nachdem die Rezensentin auch die entsprechenden Ausschnitte belegen konnte, wurde eine Welle ins Rollen gebracht, die schlussendlich dazu führte, dass beide eBooks und das Taschenbuch sofort aus dem Verkauf genommen wurden. Denn nach einer weiteren Prüfung kam heraus, dass auch im ersten Band viele Stellen aus einem anderen Buch "zitiert" worden waren.

Plagiat oder doch Zufall?

Ich muss zugeben, dass ich den ersten Teil gelesen habe und ihn recht gut fand, allerdings kannte das Buch aus dem sie Passagen übernommen hatte, nur auf Englisch und konnte daher die Parallelen nicht erkennen.

Ich möchte auch an dieser Stelle nicht öffentlich über die Dame herfallen und sie für das, was sie getan oder vielleicht auch nicht getan hat, verurteilen. Eine Menge Anwälte sind bereits damit beschäftigt, da muss ich meine Zeit nicht auch noch damit verschwenden.

Nein, mir geht es eher darum, dass nun eine Diskussion losgelöst wird, die mir nicht gefällt. Sofort nach dem der Fall bekannt wurde, wurden Stimmen laut, die über Indie-Autoren schimpften und sie als Nachahmer etc. beschimpften und so etwas nie in der Verlagsbranche passiert wäre.

                                                                   STOPP!

Denn das stimmt nicht, es gab schon mal einen Fall, in dem ein Autor ganz offensichtlich bei einer anderen Autorin abgeschrieben hat und dies war bei einem Autor geschehen, der bei einem Verlag unter Vertrag gestanden hatte.

 Auch bei Verlagen kann so etwas vorkommen!

Was ich damit sagen möchte, ist dass man bitte nicht alle Indie-Autoren über einen Kamm scheren soll. Einigen unter ihnen möchte auch ich sagen, dass sie doch besser mit dem Schreiben aufhören sollten und sich den Dingen zuwenden sollen, die sie besser können. Aber es gibt so viele Autoren da draußen, die so tolle Geschichten geschaffen haben und vielleicht auch mit  Absicht nicht zu einem Verlag gegangen sind, weil sie ihre Unabhängigkeit zu schätzen wissen. Musikern nimmt man es auch nicht übel, wenn sie es alleine versuchen, warum stehen dann die Autoren dermaßen im Kreuzfeuer?

Wir müssen uns lösen von der Idee, dass gute Bücher nur aus Verlagen kommen, es gibt eine Menge wunderbarer Romane, die von Autoren kommen, die nichts mit Verlagen und deren Welt am Hut haben. Und nicht alle schreiben ab, nur weil es eine vielleicht getan hat! Die meisten von uns sitzen stundenlang da und überlegen sich ihre eigenen Geschichten, Charaktere und so weiter. Und selbst, wenn wir uns Anregungen von anderen Büchern holen, die wir gut fanden und unsere eigene Geschichte daraus erfinden, so ist das noch lange kein Plagiat. Denn dann müsste sich Helen Fielding warm anziehen, ist doch ihre Bridget Jones eine moderne Variante von "Pride and Prejudice". Oder was ist mit "Shades of ...", jeder weiß, dass die Charaktere aus Twilight die Vorbilder für Ana und Christian sind. Oder was ist mit den ganzen Regionalkrimis, die es derzeit in Massen auf dem Markt gibt? Nach dem Erfolg der ersten Bücher sind viele auf den Zug aufgesprungen und haben ihre Krimis in ihre Heimat verlegt? Da kann von Plagiat auch nicht die Rede sein. Solange man mit seinen Geschichten eigenes schafft und auch eigene Texte schreibt, sehe ich das nicht als allzu dramatisch an, wenn man einen Grundgedanken auffasst und ihn zu seinem eigenen Werk formt. Es wird immer irgendwo Bücher geben, bei denen man denkt: "Das kommt mir aber bekannt vor" und das kann bei Verlagsbüchern, wie auch bei Indie-Büchern geschehen, denn die vollkommen neue Idee gibt es im Grunde nicht.

Und nur weil ein Buch nicht bei einem Verlag erschienen ist, ist es nicht automatisch ein schlechtes!




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