Alles nur Zufall?

Ist es übrigens ein unglaublicher Zufall, dass Laura und Phil auf ihrer ersten, eher unfreiwilligen, gemeinsamen Zeitreise auf Shakespeare treffen? Die Frage lässt sich gar nicht mal so leicht beantworten.

Fangen wir einmal so an: "Einsatzort Vergangenheit" ist ein Zeitreiseroman. Für mich liegt die Faszination von Zeitreiseromanen unter anderem darin, dass Menschen aus unserer Zeit mit berühmten Persönlichkeiten in Kontakt kommen. Das ist bei meinen Büchern der Fall, wie auch bei vielen anderen Zeitreiseromanen. Aber auch bei Bestsellern wie "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster ..." und Filmen wie "Forrest Gump". Ich möchte mich bestimmt nicht mit diesen oder anderen Erfolgen auf eine Stufe stellen, sondern möchte nur zeigen, dass ich das Rad nicht neu erfunden habe. 

Ein bisschen Zufall ist bei diesen Begegnungen selbstverständlich an der Tagesordnung, aber es handelt sich um Fiktion und nicht um das wahre Leben. Immerhin reden wir von einem Zeitreiseroman und sind wir ehrlich, die Begegnung mit Lieschen Müller wäre bestimmt nicht der Rede wert und auch eher am Thema vorbei. Darum gibt es in "Einsatzort Vergangenheit" und auch im dritten Teil einige Zufälle. 

Wer aber glaubt, dass die Begegnung von Laura mit Shakespeare im "George Inn" extrem an den Haaren herbeigezogen ist, der irrt. Ich habe das "George Inn" mit Bedacht ausgewählt. Es ist eines der ältesten, noch heute existierenden Pubs, Englands. In Geoffrey Chaucers "Canterbury Tales" wird das "George Inn" am Rande erwähnt, die Hauptrolle spielt das damals bekanntere "Tabard Inn". Springen wir ein paar Jahrhunderte vorwärts und landen im 16. Jahrhundert. Es ist eines der größten Inns der Stadt und liegt an einem verkehrsgünstigen Knotenpunkt, außerhalb Londons aber nur durch die London Bridge von der Hauptstadt getrennt. Pilger, Händler etc. schlagen auf ihren Reisen dort ihre Zelte auf. Es ist die Zeit, in der das Globe, Rose und Curtain Theatre noch nicht existieren und Theaterstücke in Gasthöfen mit Innenhöfen zum Besten gegeben werden. Ein solches "Theater" ist das George Inn. Es liegt in Southwark, das, wie oben erwähnt nicht innerhalb der Stadt London, liegt. Southwark ist zu dieser Zeit das St. Pauli des elisabethanischen Englands. Muss ich noch mehr sagen? 
Wie komme ich nun auf die Idee, dass Shakespeare durchaus sein Ale dort zu sich genommen habe könnte? Nun, Shakespeare lebte einige Zeit in Southwark. Einige seiner Stücke wurden im George Inn aufgeführt. Allerlei zweifelhafte Vergnügungen wie Bären- und Hahnenkämpfe wurden in Southwark veranstaltet. Frauen, die bereit waren für ein paar Shilling ihren Körper zu verkaufen, gab es dort zuhauf. Wo ging man also hin, wenn man abends unterwegs war und Lust auf ein Bier verspürte? In eine unbekannte Spelunke oder ein bekanntes Inn? 

Wer übrigens mehr über die Geschichte des George Inns wissen möchte, dem kann ich das äußerst unterhaltsame Buch "Shakespeare's Local" von Pete Brown empfehlen. Es beschreibt auf unterhaltsame die Geschichte des George Inn und des alltäglichen Lebens über sechs Jahrhunderte hinweg. 

Wir dürfen auch eines nicht vergessen, London ist nicht London, wie wir es heute kennen! Es ist keine Millionenstadt, sondern fast überschaubar. Im Jahr 1558 leben 70.000 Menschen dort und 1600 ca. 200.000. Wenn man also nun an einen bestimmten Ort geht, weil man dort jemanden sucht, ist die Chance auf die Person zu treffen gar nicht mal so gering. Sicherlich war es ein großer Zufall, dass sie dort auf die Spencers getroffen sind und diese dann auch noch zu Romeo und Julia gehen. Aber das habe ich mir erlaubt. Ich hätte mir jedes andere Theaterstück aussuchen können, Laura und Phil wären dort aufgetaucht. Aber ist es nicht so interessanter? Hier schlug vielleicht ein wenig meine Liebe zu "Shakespeare in Love" durch, aber im Grunde hätte es jedes andere Theaterstück sein können. 

Warum ich das schreibe? Nun, ich habe gerade den dritten Teil der Reihe fertiggestellt. Im Vergleich zu "Zwischenstation Gegenwart" wird es Zeitreisen geben. Und auch in diesen wird es einige Begegnungen mit Personen geben, die eine kleine Rolle in der Geschichte spielen. Sie sind mit Absicht gewollt und sagen wir mal, es ist ab und an viel Glück dabei, aber es ist nicht so, dass es völlig unmöglich wäre. Natürlich immer unter der Voraussetzung, dass es Zeitreisen gibt ;-)



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