Wie versprochen hier eine Leseprobe:
Freie Parkplätze, so bin ich der festen Überzeugung, existieren
nur in einem Paralelluniversum. Gerade als ich glaubte, endlich eines dieser
raren Exemplare gefunden zu haben, blinkte der Wagen vor mir und parkte mit
einer schwungvollen Bewegung ein. Grrr! Ein schneller Blick auf die Uhr sagte
mir, dass ich jetzt nehmen musste, was kam, ich konnte einfach nicht mehr
wählerisch sein. Die nächste freie Lücke war zwar im Halteverbot, aber das
Risiko musste ich jetzt wohl oder übel in Kauf nehmen. Gesagt, getan, ich
parkte ein, schnappte meine Tasche aus dem Auto, schloss ab und lief mit großen
Schritten los, genau, als die Glocken der nahen Christophoruskirche acht Uhr
schlugen.
„Ganz große Klasse, Laura, ganz prima! Das hast du ja mal
wieder toll hinbekommen“, fluchte ich leise vor mich hin, meine Schritte noch
einmal beschleunigend.
Und das alles war nur passiert, weil mein Wecker es
anscheinend noch nicht mitbekommen hatte, dass die Sommerferien vorbei waren.
So hatte er mich am Morgen im Stich gelassen, während ich von Sonnenuntergängen
am Meer geträumt hatte. Erst als ich mich wunderte, dass das Rauschen des
Meeres eher klang wie der Wagen der städtischen Müllabfuhr, wachte ich auf und
war mit einem Schlag hellwach. Ein Blick auf meine Uhr bestätigte meine
schlimmsten Befürchtungen. Ich hatte verschlafen und war mehr als knapp dran.
Bis zum Schulbeginn waren es nur noch dreißig Minuten und alleine um zur Schule
zu gelangen, brauchte ich schon zwanzig Minuten. So wurschtelte ich in
Rekordzeit meine langen, braunen Haare zu einem wilden Knoten, huschte schnell
unter die Dusche und schlüpfte in die erstbesten sauberen Kleider, die mir in
meinem Schrank zwischen die Finger gerieten, und nach nicht mal zehn Minuten
saß ich bereits im Wagen auf dem Weg zur Schule. Frühstück musste heute leider
ausfallen. Vielleicht konnte ich mir in der Pause etwas am Kiosk um die Ecke
kaufen und wenn nicht, wenn ich mal auf eine Mahlzeit verzichtete, würde es
mich auch nicht umbringen.
Unter Missachtung sämtlicher Verkehrsregeln schaffte ich es tatsächlich
kurz vor acht an der Schule einzutreffen. Zielsicher steuerte ich auf dem
Schulparkplatz auf meinen eigenen Platz zu und konnte gerade noch im letzten
Moment bremsen, bevor ich in den Wagen rammte, der auf meinem Parkplatz stand.
Und was für ein Schlitten das war! Dieses Cabrio kostete gut und gerne eines
meiner Jahresgehälter, wenn nicht noch mehr; aber über den Preis des Fahrzeugs
zu rätseln, würde den Parkplatz auch nicht auf magische Art freimachen. Laut
fluchend blieb mir nichts anderes übrig, als den Rückwärtsgang einzulegen und
in der näheren Umgebung Ausschau nach einem neuen Parkplatz zu halten, da alle
anderen selbstverständlich bereits besetzt waren. Dass solche Sachen auch immer
mir passieren mussten und natürlich immer dann, wenn man sie wirklich nicht
gebrauchen konnte.
Immer eiliger wurden meine Schritte, damit ich nicht noch
später kam, als ich es bereits war. Der Unterricht begann zwar an diesem Tag
nicht zur ersten Stunde, jedoch bestand für das Kollegium unbedingte Anwesenheitspflicht,
da die erste Stunde zugleich auch die erste Konferenz des Schuljahres war. Und
da fiel es besonders auf, wenn man nicht pünktlich war, zumal ich mich dunkel
daran erinnern konnte, dass mir so etwas Ähnliches bereits im Jahr zuvor
passiert war…