Die Welt ist ungerecht ...

Eigentlich wollte ich ja nicht jammern, sondern immer alles ganz toll finden. Nur bin ich momentan leider an einem Punkt angekommen, an dem ich es einfach nicht mehr lustig finde.

Da habe ich also ein Buch geschrieben, dass anscheinend recht gut zu unterhalten weiß, wenn man sich die Rezensionen auf Amazon und Co. umschaut. Über viele Wochen und Monate habe ich an meinem Text gesessen, mir überlegt, was als nächstes kommen könnte. Immer wieder habe ich den Text überarbeitet, weil mir gewisse Formulierungen nicht gefielen, Passagen geändert, da sie nicht wirklich in die Geschichte passten. Was ich also sagen will, ist, dass ich alles alleine gemacht habe. Ich habe mir meine Inspirationen nicht aus anderen Büchern geholt und keine sogenannten Platzhalter verwendet an Stellen, an denen ich erst einmal nicht weiter wusste. Nein, ich habe nicht wie eine gewisse andere Indie-Autorin gearbeitet. 

Als die Sache mit den Plagiatsvorwürfen aufkam, war ich erst einmal skeptisch, doch nachdem ich die Beweisstellen, und es waren seeehr viele, gesehen hatte, konnte ich auch nicht mehr verleugnen, dass es Zufall war. Die dann folgende Erklärung es handelte sich um Platzhalter, wie sie bei jedem Autor im schöpferischen Prozess üblich seien, war das Lächerlichste, was ich je gehört habe. 

Die besagten Bücher wurden vom Markt genommen und waren nicht mehr erhältlich. Bis vor kurzem. Anscheinend haben sich die Anwälte der beiden Parteien geeinigt und was macht die Dame? Stellt ihre Bücher, ganz so als sei nichts gewesen, wieder bei Amazon ein. Die abgeschriebenen Stellen waren nun leicht abgeändert und doch dauerte es nur ein paar Tage, bis einige findige Leser erneut identische Stellen, dieses Mal aus anderen Büchern, fanden. Was war die Folge? Es gibt nun eine erneut überarbeitete Version zu finden und das war es. 

Was mich daran stört? Die Tatsache, dass das die Neuleser anscheinend nicht stört! Die neuesten Rezensionen schwärmen davon, wie lustig das Buch ist und wie unterhaltsam und so weiter. Hallo? Geht's noch? Der Verkauf dieses Buches ist für alle Indie-Autoren, die mit viel Mühe und Liebe an ihren Werken arbeiten ein Schlag ins Gesicht! Warum sollten wir uns eigentlich noch weiter anstrengen? Einfach copy+paste anwenden und schon hat man ein fertiges Buch. Selbst wenn es aufgefallen ist, dass das man abgeschrieben hat, scheint es noch genug Leser zu geben, die das nicht interessiert. Hauptsache, das Buch ist irgendwie unterhaltsam. 

Irgendwie verstehe ich die Welt nicht mehr und muss gestehen, dass solche Sachen, mir ehrlich gesagt, ein wenig die Lust am Schreiben vergällen. Warum sollte ich mich weiter anstrengen? Ich bekomme regelmäßig das Feedback, dass meinen Lesern die Bücher gefallen. (Gut, es gibt auch Ausnahmen, aber die gibt es immer) Aber bringt mich das weiter? Wird mein Buch dadurch bekannter? Wird es mehr verkauft? Die ehrliche Antwort ist nein und so muss ich zusehen, wie andere Bücher, die auf den Ideen von anderen basieren, sich wesentlich besser verkaufen als meine. 

Klar haben wir etwas andere Zielgruppen, doch mir geht es ums Prinzip und ich kann einfach nicht verstehen, wie sich die Dreistigkeit dieser Dame auszahlt, während andere in die Röhre schauen. 

Ich geh' dann mal eine Runde schmollen ... 


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