Auf den Spuren von Laura und Phil

Ich glaube schon das ein oder andere Mal erwähnt zu haben, dass ich London eine großartige Stadt finde und sie immer wieder einen Besuch wert ist. Viel zu lange war es in meinem Fall her, dass ich dort war und letzte Woche war es dann endlich mal wieder so weit. 

Ich war noch fast im Tiefschlaf, jedenfalls fühlte ich mich so, als uns das Taxi am Donnerstag Morgen in aller Frühe abgeholt hat, um uns zum Flughafen zu bringen. Wir hatten nur vier Tage Zeit, also wollte ich so wenig Zeit wie möglich verlieren und hatte einen der früheren Flüge gebucht. Leider wurden wir gleich bei der Landung ziemlich enttäuscht. Ich weiß ja nicht, woher die Jungs und Mädels bei einer gewissen Wettervorhersagenseite im Netz ihre Daten hatten, aber eines war sicher, sie waren falsch! Statt der angekündigten 27 Grad und Sonnenschein, herrschten ungefähr 20 Grad und Nieselregen. Nur gut, dass wir unsere Kleidung dem Zwiebelprinzip angepasst hatten und wir an entsprechenden Regenschutz gedacht hatten. Sorgen jedoch bereitete mir, der für den Abend vorgesehene Besuch des London Eye. 

Mein Plan für diesen Urlaub bestand darin, so viele Stationen  aus "Einsatzort Vergangenheit" und "Zwischenstation Gegenwart" wie möglich zu besichtigen. So hatte ich also für meinen Herzallerliebsten und mich Tickets für das London Eye zur Sonnenuntergangszeit inklusive eines Glases Champagner gebucht. Wer den zweiten Teil kennt, weiß, dass Laura und Phil eine einzelne Kabine für sich hatten, aber das war dann doch etwas zu viel des Guten. Was soll ich sagen? Pünktlich zum Abend hörte der Regen auf und der Himmel wurde immer klarer. Die Fahrt war sehr schön, auch wenn man sich mit seinen Mitreisenden arrangieren musste, damit man einen Platz am Fenster bekam, wenn man ein paar schöne Fotos machen wollte. 




Selbstverständlich war es viel einfacher, die Dinge zu besichtigen, die in "Zwischenstation Gegenwart" vorkamen als diejenigen, die in "Einsatzort Vergangenheit" eine Rolle spielen. Der erste Teil meiner Geschichte um Laura und Phil spielt im London des 16. Jahrhunderts und es gibt fast nichts mehr aus dieser Zeit, was bis heute überlebt hat. Lediglich die Namen der einzelnen Straßen lassen einen daran erinnern, dass die Stadt einmal ganz anders ausgesehen hat. So ist der Palast von Whitehall fast zur Gänze verschwunden, lediglich ein winziger Teil hat es bis in die Gegenwart geschafft und dieser wurde auch erst im 17. Jahrhundert gebaut.  Ich muss gestehen, dass es mir teilweise schwer fiel, mir die Stadt vorzustellen, die ich in meinem ersten Band beschrieben haben. Mögen die Straßenverläufe innerhalb der City noch so sein, wie im Mittelalter so ist es doch schwer inmitten der modernen Bürokomplexe, die Stadt aus meinem Buch wieder zu finden. 


Aber es gab doch einige Ecken an denen ich die Stadt wieder erkannt habe. Mag das Globe Theatre auch eine Nachbildung sein und "Romeo und Julia" in einem anderen Theater uraufgeführt worden sein, so hatte ich doch an diesem Ort kurzfristig die Szene, in der Laura und Phil den kleinen William Spencer retten, vor meinem inneren Auge. Auch wenn wir nur die Besichtigung gemacht haben und keine Tickets für ein Stück hatten. 

Auch das George Inn, in dem Laura und Phil in ihrer ersten Zeitreise unterkommen, ist einer der Orte an dem ich mich kurzfristig zurückversetzt fühlte. In seiner heutigen Form besteht das Pub erst seit 1676, da es zuvor bei einem Brand zerstört wurde. Das Gebäude wurde in den letzten Jahren verkleinert und es gibt nur noch eine der drei Gallerien, die früher den Hof umrahmten. Im Innern jedoch wird dem Besucher das Alter des Pubs bewusst. Es sind nicht nur die alten Möbel, die niedrigen Decken und die Bilder aus alten Zeiten, nein, es ist auch der Bierdunst der letzten Jahrhunderte, der dies verdeutlicht. Aber trotz des Geruches besitzt der Ort einen gewissen Charme, dem man sich nur schwerlich entziehen kann. Ich war fast ein wenig traurig, dass wir nicht länger dort bleiben konnten, aber leider war es der Tag unseres Abflugs und wir waren in unserer Zeitgestaltung nicht allzu flexibel. 


Leider habe ich kein Bild im Innern gemacht, aber ich finde der Hof ist auch sehr sehenswert. 


Mit zu meinen Lieblingsorten und -gebäuden der Stadt gehört für mich St. Paul's Cathedral. 



Ich kann noch nicht mal erklären, warum sie mir so gut gefällt. Für mich ist es jedoch immer der Teil, den ich hauptsächlich mit London verbinde. Ein absolutes Must ist es übrigens zu Fuß die Goldene Galerie zu erklimmen, die vielen Stufen mögen vielleicht abschreckend wirken, aber wenn man oben ist, wird man mit einer einzigartigen Sicht belohnt, die meiner Meinung nach, den Ausblick vom London Eye aus toppt.

Selbst wenn das London aus der Tudorzeit verschwunden ist, so ist es doch noch eine meiner liebsten Städte, die ich immer und immer wieder besuchen könnte. Was ich jedoch ganz bestimmt nicht wieder so schnell besuchen werde, ist das Harrod's an einem verregnetem Samstagnachmittag. Man stelle sich bitte eine beliebig deutsche Innenstadt an einem Adventssamstag vor und versetzt diese Menschenmenge in das Kaufhaus. Wenn man nun noch etwas in diesem Kaufhaus sucht, braucht man einen Lageplan, denn ansonsten ist man völlig aufgeschmissen. Ohne einen Plan der einzelnen Abteilungen ist es ein Ding der Unmöglichkeit, dort hinzukommen, wo man hin möchte. Mein Mann und ich sind sage und schreibe über eine Stunde in diesem Kaufhaus herumgelaufen, bis wir endlich den Tea Room erreicht haben, nur um dann zu erfahren, dass man mit einer Wartezeit von einer fast Stunde rechnen muss, damit man dort einen Sitzplatz bekommt! Noch einmal: Es ist nur ein Kaufhaus! Sicherlich mag man dort alles kaufen können, was das Herz begehrt und man sieht dort Dinge, die man in keinem anderen Kaufhaus zu sehen bekommt, aber irgendwie war es mir dort doch zu viel des Guten. Unnötig zu sagen, dass wir dort keinen Afternoon Tea zu uns genommen haben. Den haben wir am nächsten Tag im Garten des Kensington Palasts nachgeholt und es war äußerst lecker.  





 Abschließend kann ich nur sagen, dass es eine schöne Zeit war und ich bestimmt irgendwann wieder einmal dorthin fliegen werde, einfach, weil es noch so viel zu entdecken und sehen gibt. Auch wenn es bedeutet, dass man wieder etliche Kilometer zu Fuß hinlegt, und sei es nur, weil man innerhalb einer U-Bahn Station mehrere Minuten läuft um von Linie A nach Linie B zu wechseln. Jeder Kilometer ist es wert! 




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