Warum ich gerne Zeitreisende wäre und warum die Gegenwart doch ganz nett ist

Wer er es noch nicht mitbekommen hat, dem sei gesagt, Zeitreisen haben mich schon immer fasziniert. Sie sind ein Traum, der fast so alt wie die Menschheit ist. Allerdings sind es die Reisen in die weitere Vergangenheit, die mich am meisten interessieren. Reisen in die Zukunft oder einfach nur ein paar Jahre im eigenen Leben zurückzureisen und Ereignisse, die damals nicht so gelaufen sind, wie man es wollte, zu ändern, sind  merkwürdigerweise nicht ganz mein Ding.

Stellen wir uns aber mal vor, dass ich  durch Zufall in den Besitz einer Zeitmaschine käme, die ähnlich wie die meiner Protagonisten Laura und Phil funktioniert? Da liegt sie nun also vor mir, ich könnte in jede Epoche reisen, die ich jemals besuchen wollte. Mein Traum wird wahr, aber was nun? Wage ich den Schritt? Oder bleibe ich doch lieber in der sicheren Gegenwart. Ich bin ein großer Freund von Pro und Kontra Listen, also habe ich mir auch für diesen Fall eine solche erstellt. Fangen wir mit den Gründen FÜR Zeitreisen an:


Eine Zeitmaschine würde mir die Möglichkeit geben, bei allen möglichen Ereignissen dabei zu sein. Schon bei der Vorstellung, dass man die Möglichkeit hätte, bei der Krönung von Karl dem Großem im Jahr 800 dabei zu sein, läuft einem ein Schauer über den Rücken. Das ist nur ein Beispiel von vielen, die mir einfallen. Selbstverständlich wäre ich auch gerne bei einer Theateraufführung in einem Stück Shakespeares dabei gewesen.

Was mich zum nächsten Punkt bringt und zwar der, dass man sich als Besucher Orte ansehen kann, wie sie vor ihrer Zerstörung aussahen. Ich liebe Städtereisen und wenn ich die Gelegenheit hätte, London oder Paris in  früheren Jahren zu sehen, so würde ich die Gelegenheit sofort beim Schopfe ergreifen. Alleine um alles zu sehen, was ich mich interessiert, wäre ich ein halbes Leben unterwegs.

Da ich ja auch entsprechend gekleidet sein müsste, bringt mich das zum nächsten Punkt: Ich könnte schöne Kleider tragen :-) Ja, hier kommt das Mädchen in mir durch. Seit ich klein bin, bin ich vom Sissifieber befallen. Damals lief an Weihnachten, wie eigentlich in jedem Jahr um diese Jahreszeit, alle Sissi-Filme. (Ich schreibe es mit Absicht nicht Sisi, weil ich mich eindeutig auf die Filme beziehe) Seitdem war es mein innigster Wunsch auch einmal ein solches Kleid zu tragen. Die weit schwingenden Röcke und die aufwendige Verarbeitung hatten es mir schon damals angetan. Unnötig zu erwähnen, dass es mir bei "Vom Winde verweht" ähnlich erging, oder? Vor vielen Jahren habe ich mir ein solches Kleid mal für eine Fastnachtsveranstaltung geliehen. Das Tragen machte unheimlich viel Spaß, aber der Gedanke, dass es nur eine Verkleidung war, war immer dabei. Was also, wenn ich nun von Menschen umgeben wäre, für die diese Kleidung Alltag bedeutet? Wäre das nicht fantastisch, wenn man die Kleider der verschiedenen Epochen anziehen dürfte und nicht aus der Menge herausstechen würde?

Was ist aber mit den anderen Aspekten? Was ist mit dem negativen? Es kann nicht immer alles eitel Sonnenschein. Die Geschichte der Menschheit ist geprägt von schrecklichen Ereignissen, Unglücken und Kriegen. Sie sind es, die den Weg in unsere Geschichtsbücher gefunden haben. Wir lesen dort auch von Dichtern, Denkern und Erfindern, aber hauptsächlich doch von Staatsoberhäuptern und ihren Kriegen. Auf der einen Seite würde es mich brennend interessieren, wie das Alltagsleben im Mittelalter tatsächlich war, aber dann setzt mein gesunder Menschenverstand wieder ein und ich frage mich, ob das wirklich eine gute Idee ist. 

Sind wir mal ehrlich, das Leben in der Vergangenheit kann nur für jemanden, der der Oberschicht angehört, einigermaßen angenehm sein. Und selbst wenn man über Geld und Einfluss im Übermaß verfügt, heißt das nicht, dass einen eine simple Blinddarmentzündung nicht doch von jetzt auf gleich umbringen kann. Ganz zu Schweigen von Pest, Cholera und Typhus ...
Die hygienischen und medizinischen Bedingen sind bis ins beginnende 20. Jahrhundert katastrophal, will ich mir das wirklich antun?  

Dann ist da die nicht unbedeutende Sache mit dem Essen. Essen? Was soll damit sein? Angesichts der Lebensmittelskandale mag man es kaum glauben, aber zu keiner Zeit war unser Essen sicherer und gesünder als heute. War in früheren Zeit Fleisch etwa nicht mehr im besten Zustand, würzte man es einfach noch etwas stärker, damit man nicht schmeckte, dass das Fleisch verdorben war. Essen in der Vergangenheit war genau aus diesen Gründen oft überwürzt. Aber was war in den Zeiten, in denen Hungernöte herrschten? Warum sind damals so viele Iren nach Amerika ausgewandert? Richtig, weil die Kartoffelernten über Jahre hinweg ausfielen. 
Einen positiven Aspekt hat das Essen der Vergangenheit aber, Obst und Gemüse waren immer saisonal! In meiner Kindheit gab es Feldsalat nur im Winter und Erdbeeren nur im Sommer. Beim Gang in den Supermarkt schaudert es mich oft genug, wenn ich die ersten Erdbeeren im Januar entdecke. Kann man nicht warten, bis die Zeit der Früchte gekommen ist? Was will ich denn mit leuchtend roten Früchten, die gigantisch groß sind, aber nur nach Wasser schmecken oder bitter sind? 

Nicht zu vergessen, die Annehmlichkeiten, die das Leben in unserer Zeit bietet! Fernsehen, Kino, Internet, Bücher lesen, Essen gehen, in Urlaub fahren oder einfach mal nichts tun, sind Dinge, die fast jeder von uns tun kann. Das Wort Freizeit war für viele unserer Vorfahren ein Fremdwort, da sie die meiste Zeit ihres Lebens damit beschäftigt waren für ihren Lebensunterhalt zu arbeiten und zu überleben. 

Kriege, Zerstörungen, Epidemien, Vergewaltigungen, Gestank, mangelnde Hygiene sowie schlechte medizinische Versorgung sollten einem doch zu denken geben, ob eine Reise in die Vergangenheit wirklich wünschenswert ist. 

Und doch bin ich der Überzeugung, dass ich es wagen würde, einfach weil der Reiz es auszuprobieren da ist und es so unglaublich ist, dass man blöd wäre, wenn man es nicht täte. Außerdem hätte ich ja eine Zeitmaschine, die mich sofort wieder nach Hause brächte, wenn etwas schief ginge. 

Aber, da die Wissenschaft herausgefunden hat, dass Zeitreisen nicht möglich sind, können wir wohl nur weiter träumen und uns fragen, was wäre wenn? 

Ich wünsche einen schönen Wochenanfang! 




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